Gemeinschaft Neu Denken/Re-Thinking Community
26.-28.10.2017, Dresden
Wie hochaktuell und relevant eine wissenschaftliche Tagung zur Gemeinschaftsforschung ist, zeigten nicht zuletzt die auf das Konferenzwochenende gelegten Feierlichkeiten zum 3. Geburtstag der rechtspopulistischen und nationalistischen Pegida-Bewegung und die zugleich stattfindenden Gegendemonstrationen, die jeweils ca. 3.500 Teilnehmer_innen aus Dresden und Umgebung mobilisierten. Die internationale und interdisziplinäre Tagung „Gemeinschaft Neu Denken/Re-Thinking Community“, die vom 26. bis 28.10.2017 auf Einladung der Professur für Englische Literaturwissenschaft von der TU Dresden ausgerichtet wurde, fand passenderweise im stadtgeografischen Zentrum der Ereignisse statt, nämlich in den Räumlichkeiten der Zentralbibliothek im neu eröffneten Kulturpalast – dem zentralen Ort für kulturellen und wissenschaftlichen Austausch in Dresden. Die von der Fritz Thyssen Stiftung, Weiterdenken, der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, den Städtischen Bibliotheken Dresden, der Villa Augustin und der Deutsch-Britischen Gesellschaft Dresden e.V. geförderte Tagung verband die theoretisch-wissenschaftliche Reflexion des Gemeinschaftsbegriffs mit der Vorstellung konkreter Projekte, die zeigen, wie Gemeinschaft in Dresden, in Deutschland und darüber hinaus auf verschiedene Weise neu gedacht und gelebt werden kann. Hochkarätige Forscher_innen aus 9 verschiedenen Ländern leisteten erstmals einen kaleidoskopartigen Überblick über das in 18 verschiedenen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen erarbeitete Wissen zu Mechanismen und Dynamiken der Gemeinschaftsbildung. Die sich an die Vorträge anschließenden Diskussionen regten die Wissenschaftler_innen immer wieder dazu an, ihre Forschungen im Lichte der Forschungsergebnisse anderer Fächer kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. So wurde die Konferenz zu einer einzigartigen Plattform für den interdisziplinären Wissensaustausch und die Vernetzung von international führenden Forscher_innen auf dem Gebiet der Gemeinschaftsforschung. Dank der Kooperation mit sächsischen Partnern wie Weiterdenken und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung war es überdies möglich, ein breites Spektrum an lokalen und nationalen Initiativen aus dem Bereich der Gemeinwesensarbeit und Bürgerbeteiligung einzuladen, die ihre Projekte im Rahmen einer Podiumsdiskussion und einer begleitenden Posterausstellung präsentierten. Durch diese neuartige Verzahnung von Theorie und Praxis wirkte die Tagung über die Universität hinaus in die Stadtgesellschaft hinein und versuchte diese aktiv an dem so wichtigen Diskurs um Gemeinschaft zu beteiligen. Außerdem konnte durch die Unterstützung von Weiterdenken, der Villa Augustin und der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V. für das Rahmenprogramm der Tagung eine Lesung mit der vielfach ausgezeichneten deutschen Schriftstellerin kroatischer Herkunft, Marica Bodroži, organisiert werden. Bodroži las am 26.10.2017 im Literaturhaus Villa Augustin aus ihrer mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung prämierten literarischen Autobiografie Mein weißer Frieden (2014), die vor dem Hintergrund ihrer eigenen Migrationsgeschichte eine einzigartige Perspektive auf Fragen der Identitätsfindung und der Zugehörigkeit zu einer sprachlichen und kulturellen Gemeinschaft entwirft.
Der ausführliche Tagungsbericht ist hier zu finden: abschlussbericht.pdf